Warum muss ich wegen Marihuana zur MPU?
Auf diese Frage kann und werde ich hier nicht eingehen. Dass viele „zu Unrecht“ wegen Cannabis zur MPU müssen, ist hinlänglich bekannt. Ebenso, dass der Grenzwert von 1ng/ml Blut aktivem THC zu gering ist und sogar der Initiator der Grenzwerte, Professor Daldrup, höchst selbst 2015 für einen dreifach so hohen Wert plädiert hat. Auch dass regelmäßig Führern von Fahrzeugen im Nachhinein „gerötete“ Augen unterstellt werden, um einen Drogentest zu rechtfertigen. Ebenso, dass man seinen Führerschein wegen Kiffen verliert, auch wenn der letzte Konsum über 4 Tage her ist. Dagegen kann man nichts machen. Punkt. Falls doch jemand klagen möchte, nur zu, ich wünsche viel Erfolg und empfehle diesen Anwalt. Für alle, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben, gibt es hier die Erklärung wie du zu einer positiven MPU wegen Cannabis gelangst.
Wie bestehe ich eine MPU wegen Kiffen bzw. Cannabis?
Prinzipiell ist es die gleiche Prozedere wie auch bei Alkohol. Das bedeutet du musst dich mit deinem problematischen Konsum auseinandersetzen, die inneren und äußeren Gründe dafür herausfinden und deine Geschichte ausformulieren – mit Hilfe der Säulen was war früher, ist heute, war am Tag des Führerscheinentzugs, ist in Zukunft und sind meine Notfallstrategien? Am Anfang steht allerdings erst einmal die Frage nach deinem Konsumverhalten. Denn die Fahrerlaubnisbehörde ist verpflichtet, bei jedem Anzeichen von Cannabiskonsum (also auch Besitz) festzustellen, ob einmaliger, gelegentlicher, oder regelmäßiger Konsum vorliegt. Das bestimmen sie anhand von Grenzwerten – und der Konsum, den du in der MPU zugibst, sollte sich mit dem decken, was die MPU auf Grund ihrer Vorgaben erwarten. Das bedeutet, selbst wenn du nur gelegentlich gekifft hast, deine Werte aber auf regelmäßig (mindestens 20 Tage im Monat) hinweisen, dann musst du in der MPU auch diesen Konsum zugeben. Ich kann übrigens allen, die wegen Drogen zur MPU müssen dieses Buch (Anzeige) empfehlen – für die Vorbereitung auf die Drogen-MPU gibt es kein vergleichbares Werk. Solltest du auf der Suche nach einem zuverlässigen MPU-Berater sein, kann ich dir MPU-Vorbereitung-Digital empfehlen, die angenehmerweise komplett online vorbereiten.
Was bedeuten THC und THC-COOH für deine MPU?
Ganz Entscheidend ist hier der THC-COOH Wert. Das ist das Cannabisabbauprodukt im Körper. Neben dem THC-COOH ist auch der aktive THC Wert wichtig. Dieser gibt an, wie lang dein letzter Konsum her ist: Ist er größer als 1ng/ml hättest du, laut Gesetz, länger warten müssen, bevor du wieder fährst. Daher empfiehlt es sich nach dem Kiffen mindestens 24, besser 48 Stunden mit dem Fahren zu warten. Bist du Dauerkiffer solltest du das Auto gar nicht mehr benutzen, denn es kann auch mal 7 Tage dauern, bis dein Wert unter 1 ist.
Im Folgenden beschreibe ich die wissenschaftlichen Grundlagen, nach denen die MPU und auch Gerichte sich meistens richten. Es gibt keine eindeutig definierten Grenzen und Werte, die für jedes Bundesland in jedem Fall gelten. Diese von mir angegebenen Richtwerte sind auf Prof. Thomas Daldrup zurück zu führen und sind die im Normalfall zu Grunde liegende Werte. Ob diese Kategorisierung tatsächlich auf dein Konsumverhalten zutrifft, oder die Wahrheit verzerren, ist egal. In der MPU wird auf Grund deiner Aussagen bei der Polizeikontrolle, sowie deiner Historie (deswegen unbedingt Akte vom Straßenverkehrsamt einfordern!) und vor allem deiner ermittelten Grenzwerte im Blut definiert, was für eine Art Kiffer du bist. Für den Psychologen in deiner MPU gibt es diese Konsumtypen:
- Probierkonsum / Einmalkonsum
- Gelegentlicher Konsum
- Regelmäßiger Konsum
Welcher Konsumtyp bin ich?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. In erster Linie von deinen Blutwerten ist. Wichtig bei der Blutentnahme ist WER die Blutentnahme angeordnet hat. Waren es die Polizeibeamten, die dich angehalten haben und ist die Blutentnahme unverzüglich erfolgt? Oder wurde die Blutprobe aufgrund der Aufforderung der Straßenverkehrsbehörde Tage später entnommen? Gerichtsfest ist die von der Straßenverkehrsbehörde angeordnete Blutprobe und folgende Tabelle bezieht sich auf diese Art von Blutentnahme. Liegt „nur“ die von der Polizei angeordnete Blutentnahme vor, so sind die Werte zu verdoppeln, um auf deinen Konsumtypus zu schließen! Das liegt an der Halbwertzeit vom wichtigsten Wert, dem THC-COOH. Bei Gelegenheitskiffern halbiert sich dieser Wert innerhalb von 2-3 Tagen, bei regelmäßigen Kiffern dauert die Halbierung 7 Tage und länger.
Daher ist es auch so unfassbar wichtig, solltest du kontrolliert und auffällig gewesen sein, jedweden Konsum direkt einzustellen! Damit hast du die Chance, ohne MPU deinen Führerschein behalten zu können. Wirst du angehalten und kiffst weiter, kommt sicher Abstinenznachweis, Führerscheinentzug und MPU auf dich zu.
Zusammengefasst lässt sich also zwischen direkter Blutentnahme und dem gerichtsfesten Screening wie folgt unterscheiden:
Zeitnah / Polizeikontrolle | |
THC-COOH Wert in ng/ml | Konsumtypus |
0-5 | Kein bzw. Probierkonsum |
5-10 | Verdacht auf gelegentlichen Konsum |
10-150 | Gelegentlicher Konsum |
Mehr als 150 | Regelmäßiger Konsum |
Gerichtsfest / Aufforderung der Straßenverkehrsbehörde | |
THC-COOH Wert in ng/ml | Konsumtypus |
0-5 und aktiver THC <1 | Einmaliger Konsum möglich, Verdacht auf Gelegenheitskonsum |
5-75 | Gelegentlicher Konsum |
Mehr als 75 | Regelmäßiger Konsum |
Außerdem kommt es auf deine bereits getätigten Aussagen an. Hast du geringe Werte mit Verdacht auf Gelegenheitskonsum, in der Verkehrskontrolle aber zugegeben „ab und an am Wochenende“ mal einen Joint geraucht zu habe, bist du sicher mindestens Gelegenheitsraucher. Daher die kleine Erinnerung: Schon die Akte vom Straßenverkehrsamt angefordert? Ohne ist die MPU nicht zu bestehen!
Wie lange sind THC und THC-COOH im Blut nachweisbar?
Das ist abhängig davon, wie viel du gekifft hast, wie viel Sport du treibst, ob du grade eine Diät machst und im Allgemeinen vom individuellen Stoffwechsel. Grob über den Daumen kann man sagen, der Probierkonsument ist nach ca. einer Woche vollkommen clean, der Gelegenheitskiffer nach ca. 4 Wochen und der Dauerkonsument erst nach drei Monaten und deutlich länger.
Und wer braucht jetzt einen Abstinenznachweis?
In den Begutachtungsleitlinien zur Fahreignung heißt es:
„Wer regelmäßig (täglich oder gewohnheitsmäßig) Cannabis konsumiert, ist in der Regel nicht in der Lage, den gestellten Anforderungen zum Führen von Kraftfahrzeugen beider Gruppen gerecht zu werden. Ausnahmen sind nur in seltenen Fällen möglich, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass Konsum und Fahren getrennt werden und wenn keine Leistungsmängel vorliegen.
Wer gelegentlich Cannabis konsumiert, ist in der Lage, den gestellten Anforderungen zum Führen von Kraftfahrzeugen beider Gruppen gerecht zu werden, wenn er Konsum und Fahren trennen kann, wenn kein zusätzlicher Gebrauch von Alkohol oder anderen psychoaktiv wirkenden Stoffen und wenn keine Störung der Persönlichkeit und kein Kontrollverlust vorliegen.“
Das bedeutet, du brauchst ganz sicher einen Abstinenznachweis, wenn:
- Du anhand der ermittelten Werte als regelmäßiger Kiffer kategorisiert wirst
- Du als Gelegenheitskiffer mit einem aktiven THC-Wert über 1 erwischt wurdest
- Du bereits mit anderen Drogen* aufgefallen bist
- Bei deiner bekifften Fahrt zusätzlich Alkohol konsumiert hattest
- Eine Störung der Persönlichkeit vorliegt
- Kontrollverlust vorliegt
Oder anders ausgedrückt: Eine THC-MPU ohne Abstinenznachweis ist nur bei Probierkonsum möglich, oder wenn du eben nicht im Straßenverkehr mit Cannabis aufgefallen bist. Also zufällig beim Kiffen erwischt wurdest, oder man dich mit wenigen Gramm zufällig, aber nicht in einem Fahrzeug, erwischt hat.
Einmalkonsum / Probierkonsum – eine gute Idee?
Das kommt ganz drauf an. Wenn du wirklich nur ein einziges Mal in deinem Leben gekifft hast und ausgerechnet dann erwischt wurdest ist das ja sogar die Wahrheit – und die lohnt sich in der MPU fast immer.
Für alle anderen: Ich glaube dir nicht, dein bester Freund glaubt dir nicht, die Polizei glaubt dir nicht, warum sollte also ausgerechnet der MPU Psychologe dir abnehmen, dass du entgegen aller Wahrscheinlichkeiten nur einmal gekifft hast und direkt erwischt worden bist? Offensichtlich – sehr unwahrscheinlich. Sofern du das doch probieren möchtest, sind die oben beschriebenen extrem niedrigen Grenzwerte Grundvoraussetzung. Des Weiteren solltest du die 6 Stunden Regel kennen. (Die grob besagt: Bei einmaligem Experimentierkonsum kann spätestens 6 Stunden nach dem Konsum kein aktives THC mehr nachgewiesen werden). Für dieses waghalsige Unternehmen empfehle ich dringend einen Anwalt – und das Studium dieser sehr ausführlichen Beschreibung.
Sonderfall Gelegenheitskiffer – ich kiffe ab und zu und will den Führerschein behalten
Nun, das ist möglich. Allerdings nur, wenn du strikt nachweisen kannst, dass du Konsum und Fahren trennst. Das bedeutet mindestens 48 Stunden zwischen Rauchen und Fahren (Auch Fahrrad oder Inliner!!!). Merke: Wann darf ich wieder Fahren, wenn ich gekifft habe? Nach 48h! Bist du mit einem aktiven Wert oberhalb von 1ng/ml im Straßenverkehr erwischt worden, entfällt diese Option, es wird zwangsläufig ein Abstinenznachweis fällig. Wurde bei dir also zufälligerweise ein Tütchen oder ein Joint gefunden, du hast in dem Moment aber eben nicht auf dem Fahrrad oder im Auto gesessen, dann kannst du darauf pochen, Konsum und Fahren strikt zu trennen. Ansonsten bleibt dir für die positive MPU nichts anderes übrig, als eine Jahr Abstinenz vom Kiffen nachzuweisen. Kommst du also ohne den Abstinenznachweis mit der festen Überzeugung als Gelegenheitskiffer fahren und kiffen strikt zu trennen, solltest du u.a. ein umfangreiches Wissen zum Kiffen, den Grenzwerten und Abbauprodukten mitbringen. Des Weiteren sollte sich deine Begeisterung fürs Kiffen in Grenzen halten, und dein Konsum sich eher auf schwächere Sorten, sowie reine Blüten beziehen. Erzählst du freimütig von deinen Bongerlebnissen und wie geil doch Öle sowie Haschisch sind, rechne ich dir ohne Abstinenz keine Chancen ein, die MPU zu bestehen.
Ebenso Tabu ist die Bereitschaft, andere Drogen zu konsumieren. Dazu gehört auch Alkohol. Liegen der Führerscheinstelle anders lautende Beweise vor, ist der Abstinenznachweis Grundvoraussetzung zum Bestehen der MPU.
Grundsätzlich ist es einfach super schwierig. Wenn du es doch versuchen willst, gibt es hier eine sehr aufwendige Erklärung ( )
Regelmäßiger Konsumenten
Bist du als regelmäßiger Kiffer kategorisiert, aus was für Gründen auch immer und hast dich nie in ein Fahrzeug gesetzt liegt bei dir Nichteignung aus fahrerlaubnisrechtlicher Sicht vor. Damit verbunden sind zwangsläufig ein Jahr Abstinenznachweis und MPU. Da hilft kein fluchen, betteln, flehen zweifeln – um deinen Führerschein zurück zu bekommen wirst du ein Jahr Abstinenz nachweisen müssen.
Bist du bereit für deine Cannabis MPU? Dann beginnt jetzt deine Vorbereitung.