Eine Story – vollständige Beispielgeschichte für Cannabis-MPU

Hier du eine Beispielgeschichte für eine Cannabis-MPU. Vor deiner MPU solltest du deine eigene persönliche Geschichte auswendig kennen und jederzeit jedermann erzählen können, denn im Endeffekt wirst du dem Psychologen in der MPU deine Geschichte genau so erzählen. An den dicken Überschriften erkennst du anhand der Ziffer, in welchem Kapitel die Aspekte detailliert besprochen werden. Grau unterlegt sind typische Fragen von Verkehrspsychologen in der MPU. In Klammern schraffiert findest du Anmerkungen, welche Teile der Antwort besonders wichtig sind und warum.

Proband /Trunkenheitsfahrer: Männlich, 24 Jahre, 74kg, Aktiver THC-Wert: 1,9ng/ml THC-COOH: 25ng/ml

Was war früher?

Wissen sie warum sie hier sind?

Um die begründeten Zweifel an meiner Fahruntauglichkeit zu beseitigen.

[Diese Frage wird immer gestellt. Darauf gibt es diese eine perfekte Antwort.]

Begründete Zweifel? Warum gab es die denn?

Begründete Zweifel gab es, weil ich bekifft ein Fahrzeug geführt habe, und mich und andere damit gefährdet habe. Ich bin froh, dass ich damit niemanden verletzt habe und die Zweifel waren meiner Meinung nach berechtigt.

[Hier sammelst du direkt doppelt Pluspunkte: Du zeigst deine Einsicht und Reue. Außerdem zeigst du, dass du dich mit der Drogenfahrt und den möglichen Konsequenzen auseinandergesetzt hast. Zudem gibst du zu, dass die Zweifel berechtigt waren – du hast also akzeptiert und eingesehen, dass dein damaliges Verhalten falsch war. Das ist notwendig, um die MPU zu bestehen.]

/NO-GOS: Verharmlosen, uneinsichtig sein, abstreiten, relativieren

Wann haben Sie denn das erste Mal gekifft?

Das erste Mal habe ich im Juni 2016 gekifft, da war ich 20 Jahre alt. Da waren wir mit paar Freunden draußen und die Kollegen wollten an diesem Abend Cannabis rauchen. Ich wurde neugierig und entschied mich es auch auszuprobieren. Ich habe an diesem Abend keine Wirkung gespürt. Diese Erfahrung war etwas ganz neues in meinem Leben, weil ich bis zu diesem Tag mit Drogen nichts zu tun hatte. Ich war enttäuscht über die ausbleibende Wirkung und dann war’s das erst mal mit Cannabis für mich. Im Dezember gab es einen Abend, an dem wir uns getroffen haben und sich wieder die Gelegenheit ergeben hat, zu kiffen. Wir haben einen coolen Abend vor der Konsole verbracht und verschiedene Spiele gespielt. An diesem Abend entschied ich mich einen zweiten Versuch zu wagen und dieses Mal war eine starke die Wirkung zu spüren – ich empfand es als sehr entspannend.

 [Es wird deutlich, dass der problematische Konsum nicht schon im frühen jugendlichen Alter begonnen hat. Außerdem wird präzise geantwortet – Dem Psychologen muss deutlich werden, dass man sich mit dem eigenen Drogenkonsum in der Vergangenheit intensiv auseinandergesetzt hat]

/NO-GOS: Drogenkkonsum jünger als 16, euphorisierend über Eskapaden reden, Angeben wie viel man verträgt, wie viel man kiffen konnte

Und danach: Wie wann, wo und mit wem? Und wie viel wurde geraucht? Konsumieren sie auch andere Drogen?

2017 hab ich einen neuen Job bei der Telihacorps angefangen. Der Job entsprach jedoch gar nicht meinen Vorstellungen. Die Vorgesetzten übten enormen Druck auf uns aus und es ging nur ums verkaufen, verkaufen, verkaufen. Der Druck wurde mit der Zeit immer größer und der Job hat mich zunehmend mehr belastet. Ich konnte nicht kündigen, weil ich auf das Geld angewiesen war wurde immer unglücklicher. Irgendwann kamen noch unbezahlte Überstunden dazu und ich sah keinen Ausweg aus der Situation. Die Abende mit den damaligen Freunden und dem Kiffen wurden immer häufiger. Bekifft waren die Probleme weit weg und ich war entspannt – ich habe wohl mit Hilfe von Cannabis meine Probleme zu verdrängen versucht. So fing ich dann an 3-5 Mal im Monat zu konsumieren, um mich von der Arbeit abzulenken.

[Hier wird näher auf die Problematik eingegangen. Der Proband hat sich bei der Arbeit schlecht gefühlt – permanenter Druck der Vorgesetzten und die Abhängigkeit vom Job haben ihn unglücklich gemacht und sehr gestresst. Der Proband zeigt dem Psychologen mit diesen Aussagen, dass er verstanden hat, wie er Cannabis benutzt hat, um negative Gefühle zu betäuben]

2. Wie war der Cannabis Konsum am Tag des Führerscheinentzugs?

Am 27.04.2018 war dann der Tag der Auffälligkeit indem ich in eine allgemeine Verkehrskontrolle  geriet und positiv getestet wurde. Ich hatte am Abend vorher mit einem Kollegen noch konsumiert und dachte zum damaligen Zeitpunkt, dass es kein Problem wäre am nächsten Morgen Auto zu fahren. An diesem Tag wurde mir erst bewusst, was ich eigentlich getan hatte. Ich war vor meinem Problem weggelaufen und habe mich und andere damit noch gefährdet.

[Es ist wichtig, die Einsicht zu begründen. Dass man sein eigenes Verhalten bereut und durch die Drogenfahrt im Straßenverkehr eine Gefährdung war, sollte man zugeben. Der Proband kann außerdem seine durch die Polizei belegten THC-Werte erklären. Er zeigt eine ehrliche Einsicht. Er beschönigt nicht und kann den Tag und die konsumierte Menge nachvollziehbar darlegen.]

3. Was ist heute?

Ich stellte Konsum direkt ein und suchte das Gespräch mit meinen Eltern. Die waren zunächst sehr enttäuscht aber halfen mir in dieser Zeit enorm. Ich öffnete mich ihnen in einem Maße, das bis dahin nicht stattgefunden hatte. Ich erzähle Ihnen von meinen Gefühlen und wie es dazu kommen konnte. Ich brach daraufhin den Kontakt zu meinen „Kifferfreunden“ ab. Es ging sehr schnell ich fing wieder an regelmäßig Sport zu machen. Meine Beziehung zu Familie und meinen wahren Freunden wurde so gut wie noch nie zuvor. Ich habe eingesehen, dass es besser ist sich seinem Problem zu stellen, anstatt davor wegzulaufen.

Ich entschied mich zu kündigen und fand einen Job der mir viel mehr Spaß bereitet. Da bin ich jetzt seit 1,5 Jahren und das sehr erfolgreich. Ich bin viel glücklicher mit meinem Leben.

[Der Proband hat das negative Konsummuster erkannt und den Konsum beendet. Statt des schädigenden, falschen Umgangs mit den Problemen hat er neue Lösungsstrategien entwickelt: Er sucht das Gespräch und öffnet sich gegenüber anderen. Die positiven Aspekte der Abstinenz werden betont: Neuer, erfüllender Job, Proband macht wieder Sport, Beziehung zu Freunden und Familie besserte sich. Nach Änderung des Konsumverhaltens sollen sich unbedingt positive Veränderungen bemerkbar machen.]

/NO-GO: Ich will meinen Führerschein zurück

4. Was ist in Zukunft?

Und in Zukunft? Wollen sie da wieder kiffen?

In Zukunft werde ich mich von Drogen und Konsumenten fern halten. Cannabis hat mich verantwortungslos handeln lassen und mich faul gemacht.

Die Erfolge, die ich bis heute erreicht habe, möchte ich nicht aufs Spiel setzen. Ich habe erkannt, dass Problembewältigung nicht mit Drogen funktionieren kann. Ich habe den Spaß am Sport wieder gefunden und kann mich anderen Menschen gegenüber viel besser öffnen.

[Die vom Proband entwickelten Lösungsstrategien werde als angenehm, positiv empfunden.]

5. Notfallstrategien?

Ich habe meine Eltern gebeten, auf mich zu achten, falls ich mich anders verhalten sollte. Außerdem werde ich mich nicht scheuen mir professionelle Hilfe zu holen falls ich so etwas bemerken sollte.

[Hier verdeutlicht der Proband nochmal, wie ernst es ihm ist. Er hat eine wirksame Notfallstrategie entwickelt und sein Umfeld eingeweiht.]

Du hast Interesse an einem weitern Beispiel? Dann schau dir jetzt dern Erfahrungsbericht für die Alkohol-MPU an.